Sonntag, 27. Juli 2014

[MINI-REZENSION] "Mein Sommer am See"

Cover
Quelle: Randomhouse
Die Autorin
Emylia Hall, geboren 1978, weiß, wovon sie schreibt: Als Tochter eines englischen Künstlers und einer aus Ungarn stammenden Kostümbildnerin wuchs sie im ländlichen Devon im Südwesten Englands auf, verbrachte aber jeden Sommer in Ungarn. Nach ihrem Studium in York und Lausanne arbeitete Emylia für eine Werbeagentur in London, bevor es sie in die französischen Alpen verschlug. Dort entschloss sie sich, ihren lang gehegten Traum vom eigenen Roman Wirklichkeit werden zu lassen. Ihr Debütroman "Mein Sommer am See" war auf Anhieb ein großer Erfolg. Emylia Hall lebt heute mit ihrem Mann in Bristol.

*Produktinformation*
Taschenbuch: 416 Seiten / Verlag: btb Verlag (12. Mai 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442745551 / ISBN-13: 978-3442745555
Originaltitel: 
The Book of Summers
Größe und/oder Gewicht: 18,6 x 11,8 x 2,8 cm

Leseprobe
Quelle: bic-media.com *lies mich*



Die Geschichte...
Die 30-jährige Beth hat seit 14 Jahren nichts mehr von ihrer Mutter Marika gehört, bis sie eines Tages ein Paket aus Ungarn erreicht - dem Land in dem die gebürtige Ungarin Marika seit ungefähr 20 Jahren lebt. Im Paket findet Beth ein handgefertigtes Album mit dem Titel "Das Buch unserer Sommer", das Fotos und Erinnerungsstücke an die Sommerferien enthält, die Beth als junges Mädchen bei ihrer Mutter verbracht hat, denn in ihrem ersten gemeinsamen Sommerurlaub am Balaton hat sich Beth Mutter entschieden, ihre Familie bzw. ihr Leben im tristen England zu verlassen und in Ungarn zu bleiben. Also lebt Beth ab ihrem 10. Lebensjahr bei ihrem Vater in Devon und verbringt jeden Sommer einige wundervolle Wochen in Ungarn mit ihrer Mutter Marika, deren Lebensgefährten Zoltan und dem netten Nachbarsjungen Tamás. In der weitläufigen "Villa Serena", den heißen Sommertagen und der Abkühlung am entlegenen Waldsee erlebt Erzsébet/Erszi (wie sie ihre Mutter nennt = ungarische Form für Elisabeth), was Freiheit und Glück bedeutet. Bis zu jenem verhängnisvollen Sommer, als Beth 16 ist, eine erschütternde Beichte alles ändert und die künstlerisch talentierte Schülerin den Kontakt zu Ungarn abbricht. All diese Erinnerungen bringt "Das Buch unserer Sommer" zurück und versetzt Beth wieder zurück in der Vergangenheit...

Meine Meinung in Kurzform:
Kauf-/Lesegrund: Da mich das schöne Cover und der Klappentext angesprochen haben, musste ich das Werk dieser Autorin einfach gelesen werden. Außerdem wohne ich an der Grenze zu Ungarn und so sind mir viele Gerichte, Ausdrücke und Gebräuche nicht fremd.

Reihe: Nein, Einzelbuch

Handlungsschauplatz: Die Reise führt uns von England (London, Devon/Harkham) nach Ungarn (an den Balaton bzw. in den Ferienort Balatonfenyves, wo die Familie Lowe den ersten Urlaub verbracht hat und nach Eszertgom, in deren Nähe sich die Villa Serena befindet). Die Schauplatzbeschreibungen wurden so lebendig gezeichnet, dass man alles vor seinem inneren Auge sieht und am liebsten selbst die Koffer packen würde.

Handlungsdauer: Die Story beginnt nach dem Prolog an einem Sommermorgen im Mai und endet ein paar Wochen später.

Hauptperson: Beth Lowe, 30, lebt in London und arbeitet in der Großstadt als Künstlerin. Die hübsche Frau mit den schwarzen Haaren hat seit vielen Jahren nichts mehr von ihrer Mutter gehört und wird durch "Das Buch der Sommer" wieder an die vergangenen Sommer in Ungarn erinnert, wo sie Erzsébet oder Erszi genannt wurde und viele schöne Tage verbracht hat, bis zu dem Tag, wo nichts mehr wie vorher war... Beth ist zu jeder Zeit ihres Lebens eine sympathische Protagonistin mit Ecken & Kanten, die ich schnell in mein Herz geschlossen habe.

Nebenfiguren: Interessante Nebencharaktere wie Beth ruhiger Vater David (der Engländer ist Lehrer an einer Privatschule), ihre lebenslustige Mutter Marika (die gebürtige Ungarin ist sehr temperamentvoll und passt besser nach Ungarn als nach England), Marikas Lebensgefährte Zoltan Karoly (ein erfolgreicher Landschaftsmaler, dem die Villa Serena gehört) und Tamas Horváth (der blonde Junge wohnt neben der Villa Serena, spricht gut Englisch und ist sehr aufgeweckt)  runden die Geschichte wunderbar ab.

Romanidee: Reizvolle Grundidee mit wunderbarer Umsetzung. Ich finde es toll, dass die Autorin den Schauplatz größtenteils nach Ungarn verlegt hat, denn das ist nicht ganz alltäglich.

Erzählperspektive: Die turbulenten Geschehnisse werden aus der Sicht von Ich-Erzählerin Beth/Erszi geschildert, die uns einen tiefen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken gewährt, wodurch ich mich mit ihr identifizieren konnte. Die liebenswerte Protagonistin erzählt hier über ihre Kindheitserinnerungen und die Sommer, die sie in Ungarn (vorwiegend in der Villa Serena und an dem kühlen Waldsee) verbracht hat.

Handlung: "Mein Sommer am See" ist kein leichter Roman, sondern eine Reise in die Vergangenheit, die uns von Beths Kindheit und den 7 Sommern, die sie von 1991 bis 1997 bei ihrer Mutter Marika in Ungarn verbracht hat. Denn nur im Sommer sieht sie Marika für ein paar Wochen und den Rest des Jahres lebt sie mit ihrem Vater in England, was für Beth, die sich deshalb manchmal zerrissen fühlt, nicht ganz einfach ist.

Die Handlung birgt neben klitzekleinen Längen und detaillierten Schilderungen auch viele Irrwege, Überraschungen, unterhaltsame Szenarien, aber auch ein paar traurige Passagen und einige offene Fragen. "Mein Sommer am See" ist keine leichte Lektüre, die man nebenher liest, dafür sollte man sich auf alle Fälle genügend Zeit nehmen (nicht zuletzt wegen der sehr langen Kapitel, die nicht nach meinem Geschmack sind).

Schreibstil & Co:  Dank der ausdrucksstarken, emotionsgeladenen Schreibweise von Emylia Hall, der angenehme Sprache und der malerischen Schauplatzbeschreibungen lassen sich die 416 Seiten flüssig lesen. Außerdem findet sich am Ende des Romans als Bonusmaterial ein Interview mit Emylia Hall und die Inspiration zu "Mein Sommer am See" sowie einige Rezepte aus der Villa Serena bzw. aus der ausgezeichneten ungarischen Küche.

FAZIT:
Auch wenn "Mein Sommer am See" sehr lange Kapitel, ausgeschmückte Beschreibungen und klitzekleine Längen enthält, hat mich Beths Geschichte von Anfang an fasziniert und wunderbar unterhalten. Der Debütroman von Emylia Hall bietet dem Leser eine interessante Familiengeschichte gepaart mit einigen Irrwegen und lebendigen Schauplatzbeschreibungen, einer reizenden Protagonistin sowie einen gefühlvollen Schreibstil. Mein erster Roman, der in Ungarn spielt, erhält somit von mir bezaubernde 4 1/2 (von 5) Punkte.
 
 

1 Kommentar:

Ich freue mich sehr über (ernstgemeinte) Kommentare zu meinen Posts. Immer heraus mit eurer Meinung...

Büchersüchtige Grüße,
Sabine